Mit den Worten „Das ist ja Hammer“ begrüßte Pastor Jürgen Loest 23 Feuerwehrk ameraden in Hildesheim.

hst Ueffeln-Balkum / Hildesheim. Mit zwei Bussen und mehreren PKW machten sich am Sonntagvormittag 23 Feuerwehrleute aus Ueffeln auf dem Weg nach Hildesheim. Ihr Ziel war die St. Lamberti Kirche in der Hildesheimer Neustadt. Hier fand am Sonntagnachmittag ein ganz besonderer Gottesdienst statt. Doch die Ehrenamtlichen Brandschützer waren nicht die einzigen Gäste in der Domstadt. Auch einige andere Bürger aus Ueffeln und Balkum hatten sich auf dem Weg gemacht, um diesen feierlichen Gottesdienst nicht zu verpassen.

Der Grund für diesen besonderen Gottesdienst war die Entpflichtung des Pastors der Kirchengemeinde St. Lamberti. Zwar konnten die Mitarbeiter der St. Lamberti Kirchengemeinde während der Planung des Gottesdienstes ihrem Chef „verschweigen“, dass allein schon die Feuerwehr mit einer so großen Gruppe anreist. Doch knapp eine Woche vor dem Termin war es dann doch durchgesickert. Und so freute sich Jürgen Loest, der fast 13 Jahren im Dienst der Hildesheimer Kirchengemeinde stand, auf den wohlverdienten Ruhestand.

Doch bevor Pastor Loest im Jahr 2010 die Kirchengemeinde in Hildesheim übernahm, war er rund 20 Jahre als Seelsorger in der St. Marien Kirchengemeinde in Ueffeln tätig. Und in diesen 20 Jahren entstanden viele persönliche und freundschaftliche Verbindungen zu den Mitgliedern der Kirchengemeinde.

Was aber veranlasst die Ortsfeuerwehr Ueffeln-Balkum gleich mit 23 Mitgliedern nach Hildesheim zu fahren. „Das ist ganz einfach“, wie Ortsbrandmeister Julian Tiemeyer erläutert. „Die Funktion des Pastors war nicht der einzige Job von Jürgen Loest in Ueffeln“. „Während der Jubiläumsfeier anlässlich des 60jährigen Bestehen der Ortsfeuerwehr im Jahr 1995 wurde er von einigen Feuerwehrkameraden angesprochen, ob er nicht auch Mitglied in der Wehr werden möchte“, so Tiemeyer weiter. Und da sagte Jürgen Loest natürlich nicht nein. Und diese ehrenamtliche Tätigkeit nahm Loest sehr ernst, denn praktischer Weise liegt das Gemeindehaus in unmittelbarer Nähe zum Feuerwehrhaus, und so konnte Loest im Alarmfall schnell im Feuerwehrhaus sein.

Kurz nach seinem Eintritt in die Wehr nahm er im Jahr 1996 an dem Grundlehrgang der Feuerwehr teil. Über mehrere Wochen ging es mehrmals die Woche abends nach Bramsche zum Theoretischen Unterricht und an den Samstagen erfolgte die Praktische Ausbildung. Neben Pastor Loest waren auch der heutige stellvertretende Ueffelner Ortsbrandmeister Ralf Klarmann und der derzeitige Stadtbrandmeister Jörg Ludwigs Teilnehmer an diesem Lehrgang. Und von da an war der Pastor auch aktiver Feuerwehrmann in der Gemeinde. Und die Grundausbildung war im übrigen nicht der einzige Lehrgang, an dem Loest in den folgenden Jahren teilnahm.

Loest war es auch, der die Notfallseelsorge für Mitarbeiter und ehrenamtliche Kräfte von Rettungsdienst und Feuerwehr in Bramsche in den Vordergrund rückte und sich zum Traumafachberater fortbildete. Mit dieser Qualifikation, aber vor allem mit seiner persönlichen Art, stand Loest den Feuerwehrleuten nach belastenden Einsätzen stets für Gespräche zur Verfügung. 2006 wurde ihm für diese wichtige Arbeit das Deutsche Feuerwehrkreuz in Silber verliehen.

Auch nach 13 Jahren sind dennoch die Kontakte nach Ueffeln nicht abgerissen, denn Jürgen Loest ist immer noch Ehrenmitglied der Ortsfeuerwehr Ueffeln-Balkum und so überreichte ihm Ortsbrandmeister Julian Tiemeyer, der auch an dem Entpflichtungsgottesdienst mitwirken durfte, beim anschließenden Empfang die Ehrenurkunde und das Abzeichen für die 25jährige Mitgliedschaft in der Ortsfeuerwehr Ueffeln-Balkum. „Eigentlich hättest du das ja schon 2021 bekommen sollen, aber Coronabedingt ist ja unsere Jahreshauptversammlung ausgefallen“, so Tiemeyer weiter. Gleichzeitig freuten sich einige junge Feuerwehrkameraden, endlich den Pastor kennen zu lernen, der sie während seiner Dienstzeit in Ueffeln getauft hatte. Zum Abschied am Sonntagabend versprach der Ruheständler den Brandschützern, bei einer der nächsten Übungen der Ortsfeuerwehr Ueffeln mal wieder das Opfer spielen zu wollen. „Ich habe ja jetzt mehr Zeit um mit meiner Frau und dem Wohnwagen zu verreisen“, so Loest zum Abschluss eines bewegendes Tages in seinem Leben.